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Zipfelbrötchen

Rockenberger Schulkinder freuen sich über Brötchenaktion - 14.02.2014

Geschichtsverein erfüllt Abt Alexander Weitzels Testament

Regelmäßig wird vom Kultur- und Geschichtsverein Oppershofen e.V. die alljährliche „Brötchenaktion“ für die Rockenberger Schulkinder durchgeführt. Erinnert wird hierbei an den großen Wohltäter der Gemeinde Rockenberg, Abt Alexander Weitzel, den letzten Vorsteher des Klosters Arnsburg. Weitzel hatte kurz vor seinem Tod am 15. Februar 1819 verfügt, dass mit einem Kapital von 100 Gulden jährlich die Schulkinder von Rockenberg an seinem Todestag einen „Wecken“, also ein Brötchen, geschenkt bekommen sollen. In seinem Testament vom 28. Januar 1819 steht folgender Wortlaut: „den Schulkindern ein Capital von 100 fl (Gulden), wo von den Interessen bey dem jährlichen Anniversarium einem jeden für 2 kr (Kreuzer) an Weck soll ausgetheilt werden.“

Diese Großzügigkeit ging sogar noch einen Schritt weiter: stammten Kinder aus ärmeren Verhältnissen, wurden diesen sogar Kleidungsstücke oder Schuhe gekauft, wie zum Beispiel zum Tage der Erstkommunion. Abt Alexander Weitzel, der stets die Nächstenliebe praktizierte, stellte aus seinem großen Besitz u.a. für die Armen von Rockenberg ein Kapital von 800 Gulden zur Verfügung. Des weiteren vermachte er der Kirche seine liturgischen Gegenstände, wie Paramente und Kelche, und für 200 Gulden sollte jährlich ein Seelenamt an seinem Todestag gefeiert werden.

An diesem 15. Februar eines jeden Jahres nahm die ganze Gemeinde und besonders die Kinder am Seelenamt für den „Herrn Prälaten“ teil und im Anschluss begab sich ein jeder zum Grab von Abt Alexander Weitzel. In diesem Zusammenhang wurden den Kindern dann auch die „Wecken“ ausgeteilt. Wie die Chronik berichtet, waren es in den ersten Jahren ab 1820 etwa 120 bis 140 Brötchen, die die Kinder erhielten; ca. 100 Jahre später, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, steigerte sich die Anzahl auf etwa 300. Dieser Anstieg liegt nicht etwa darin begründet, dass plötzlich die Geburtenrate enorm gestiegen wäre, sondern, weil noch zu weiteren Anlässen im Jahr solche Wecken verteilt wurden. Etwa 100 Jahre währte diese Stiftung des früheren Abtes, bis in der Zeit der 1920er Jahre diese soziale Einrichtung durch die Inflation zunichte gemacht wurde.

In Zusammenarbeit mit der Sandrosenschule in Rockenberg und deren Leiterin, Anette Nußbaum, führte nun der Kultur- und Geschichtsverein Oppershofen e.V., diese alte Tradition regelmäßig fort. Natürlich bedarf es in unserer heutigen Zeit und in unserer Gemeinde keiner solcher Almosenverteilung für Kinder mehr. Dennoch ist dies eine schöne Geste den jüngsten Einwohnern des Dorfes gegenüber. Die Schüler erhielten darüber hinaus noch ein informatives Faltblatt, in dem sie kindgerecht über die Person Alexander Weitzel und seine Stiftung informiert wurden; auch die Lehrerinnen und Lehrer der Sandrosenschule haben sich sofort bereit erklärt, anhand dieses Faltblatts und einer für sie beigefügten Kurzbiographie, das Leben von Abt Alexander im Unterricht nochmals zu behandeln. So trägt diese Aktion auch zum besseren Verständnis der Heimatgeschichte bei.

 

Doch wer genau war dieser Alexander Weitzel. Er wurde am 8. September 1750 in Rockenberg als Sohn des Lehrers Georg Andreas Weitzel und seine Frau Anna Juliana, geborene Schmitt, aus Oppershofen, geboren. Die Eltern gaben ihm in der Taufe den Namen Johann Wilhelm; „Alexander“, seinen Ordensnamen, erhielt er erst, als er um das Jahr 1769 in die Zisterzienserabtei Arnsburg eintrat. Zuvor ging er für etwa zwei Jahre nach Mainz, studierte dort an der Universität und kam mit zwei Abschlüssen im Fach Philosophie wieder in seinen Heimatort Rockenberg zurück. Nach seinem Eintritt ins Kloster übte er dort verschiedenen Tätigkeiten aus. Am 18. Dezember 1773 wurde ihm in Mainz die Priesterweihe gespendet. Etwa 15 Jahre später wurde er in einer Konventliste von 1787 als Subprior und Novizenmeister genannt. 1795 wurde er zum Propst in das Zisterzienserinnenkloster Engelthal berufen; hier versah er vier Jahre hinweg u.a. das Amt des Beichtvaters der Nonnen und war der dortigen Äbtissin ein guter Berater in Wirtschaftsangelegenheiten.

 

Im Juni 1799 trat der bisherige Abt von Arnsburg, Bernhard Birkenstock, aus Altersgründen zurück und aus der nun anberaumten Abtswahl aller wahlberechtigten Mönche von Arnsburg ging P. Alexander Weitzel als 53. und letzter Abt des Wetterauklosters hervor. Als Vorsteher Arnsburgs waren seine Tage jedoch schon gezählt; 1803 wurden im Reich alle Klöster aufgehoben, so auch Arnsburg und die Ordensleute wurden aus ihren angestammten Häusern vertrieben. Abt Alexander Weitzel zog nun mit fünf weiteren Mönchen und einem Laienbruder nach Rockenberg, erst in einen Teil des ebenfalls säkularisierten Klosters Marienschloß. Dann konnte er sich mit seiner reichlichen Pension durch die Grafen von Solms – die nun die neuen Herren von Arnsburg waren – ein neues Haus bauen. 1806 bezog er mit den Seinen sein Wohnhaus, das heutige Rathaus von Rockenberg. Hier starb Abt Alexander Weitzel dann, nachdem er alle seine Mönche vorher zu Grabe getragen hatte, selbst am 15. Februar 1819, „morgens vier uhr“ im Alter von 68 Jahren.

 

Die so genannten „Zipfelwecke“, die vom Rockenberger Bäcker Kraus eigens zu dieser Brötchenaktion des Geschichtsvereins kreiert wurden, kamen bei den rund 130 Schulkindern sehr gut an. Einige Kinder ließen sie sich schon in der Schule schmecken, andere nahmen sie mit nach Hause, um dort von den Brötchen von Abt Alexander Weitzel zu erzählen. Vorsitzende des Vereins verteilten in der Schule die Brötchen und wurden durch die freudigen Gesichter der Kinder erneut bestärkt, an diesem alten, neuen Brauch festzuhalten. Selbstverständlich erhielten auch die Kinder der beiden Klassen in der Oppershofener Schule jedes einen „Zipfelwecken“. Ebenso blieben für das Lehrerkollegium Brötchen übrig und die Direktorin der Sandrosenschule, Anette Nußbaum, die von der Aktion sehr begeistert war, freut sich schon mit Kollegium und Schülern auf nächstes Jahr, wenn wieder im Februar mit den Wecken an die Stiftung von Abt Alexander Weitzel erinnert wird.

Dieser Text wurde der Sandrosenschule von Alexander Fiolka - Geschichtsverein Oppershofen e.V.-  zur Verfügung gestellt.

 

 


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